Ravel trifft Tango

Tänzerische Leidenschaft

Kompositionen von Maurice Ravel, Marcelo Nisinman, Alberto Ginastera und Astor Piazzolla

Das Konzert „Ravel trifft Tango“ am 29.9.2018 um 19 Uhr in der Langen Foundation ist schon ausverkauft! Deshalb haben wir für all diejenigen, die unbedingt bei dem Konzert dabei sein möchten, noch eine Option bei west:ticket eingerichtet: Ein kleines Kartenkontingent an reinen Hörplätzen ohne direkte Sicht auf die Bühne zum reduzierten Kartenpreis von 15.- Euro (+ Servicegebühr) steht noch zur Verfügung.

Termin:
Sa, 29. September 2018

19:00 Uhr

Kartenpreise:
25€/15€

Spielstätte:
Langen Foundation, Neuss

Vom Tango-Komponisten Enrique Santos Discépolo stammt wohl der berühmte Satz: „Der Tango ist ein trauriger Gedanke, den man tanzen kann.“ Kein Geringerer als der Schriftsteller Jorge Luis Borges widersprach, als er feststellte, einen Gedanken könne man nicht tanzen, der Tango sei vielmehr ein getanztes Gefühl!

Allein an dieser Debatte erkennt man nicht zuletzt, welche Bedeutung der Tango bis heute für Argentinien hat. Der argentinische Nationaltanz entstand im 19. Jahrhundert, als die Tanz- und Musikstile ungezählter Einwanderer aus Europa in den Elends- und Vergnügungsvierteln der Großstädte am Río de la Plata aufeinandertrafen. Das europäische Erbe des Tangos und seine Urbanität spiegeln sich in den verwendeten Instrumenten: Zu Klavier, Gitarre und Streichinstrumenten kommt das Bandoneón.

Dieser Verwandte des Akkordeons ist ursprünglich eine deutsche Erfindung, die in Argentinien mit ihrem scharfen, klagenden Klang zur Stimme des Tangos wurde. Aber auch abgesehen davon ist der Tango mit seinem Klangbild der europäischen Klassik näher als andere Musikstile Südamerikas. Das wird beispielsweise auch im Dialog mit Ravels Streichquartett F-Dur deutlich, das baskische Tanzrhythmen verarbeitet.

In den harmonischen Weiten des ersten Satzes, den entschiedenen Klanggesten des zweiten Satzes oder dem lyrischen Ausbruch des dritten Satzes zeigen sich überraschende Parallelen zum Tango. Als klassischer Komponist begann auch Astor Piazzolla, bis Nadia Boulanger ihm dazu riet, seine klassischen Kompositionen in den Papierkorb zu werfen, um künftig Tangos zu schreiben. Nach diesem Rat wurde Piazzolla zum bedeutendsten Tango-Komponisten der zweiten Hälfte des 20. Jahrhunderts und befreite mit dem «Tango Nuevo» das gesamte Genre endgültig vom Ruch des Zwielichtig-Halbseidenen.

Der 1970 geborene Marcelo Nisinman gehört zu den bedeutendsten Bandoneón-Spielern der Gegenwart und modernisiert den «Tango Nuevo», indem er aktuelle musikalische Einflüsse einbindet und den Klang dissonant schärft. Dabei bleiben seine Kompositionen aber genauso unmittelbar verständlich wie die Musik Alberto Ginasteras.

In «Impresiones de la Puna» beschreibt Ginastera die Hochebene der Anden mit einer musikalischen Delikatesse, die an den französischen Impressionismus erinnert, zu dem auch Teile von Ravels Werk gezählt werden.

 

Text: Dr. Michael Vogt

 

Künstlerbiografien:

MANDELRING QUARTETT

„Fulminant ist gar kein Ausdruck. Wie ein Stromschlag fährt einem die Musik ins Mark, buchstäblich mit dem ersten, Herz und Hirn elektrisierenden Takt, ohne jede Vorwarnung: die Musik von Felix Mendelssohn Bartholdy, die das Mandelring Quartett unter äusserster Hochspannung spielt, hitzig, fiebrig – brandgefährlich“, schreibt die Neue Zürcher Zeitung in einer CD-Rezension. The Strad, das führende englischsprachige Klassikmagazin, widmete dem Mandelring Quartett 2014 eine Titelseite und ein ausführliches Porträt. Das Musikmagazin Fono Forum zählt das Ensemble zu den sechs besten Streichquartetten der Welt.

Der Gewinn großer Wettbewerbe – München (ARD), Evian und Reggio Emilia (Premio Paolo Borciani) – war der Einstieg in die internationale Karriere des Mandelring Quartetts. Heute führen Konzertreisen das Ensemble in internationale Musikzentren wie Wien, Paris, London, Madrid, New York, Los Angeles und Vancouver. Zudem finden sich im Konzertkalender regelmäßige Tourneen nach Mittel- und Südamerika, in den Nahen Osten und nach Asien. Auch bei großen Festivals - unter anderem Schubertiade Schwarzenberg, Schleswig-Holstein, Rheingau, Lockenhaus und Montpellier - zählt das Quartett zu den gern gesehenen Gästen. Wo immer die vier Musiker auftreten, hinterlassen sie bleibende musikalische Spuren: „Ein denkwürdiges, sobald nicht wiederholbares Festspielerlebnis“, schrieben etwa die Salzburger Nachrichten nach dem Schostakowitsch-Zyklus des Mandelring Quartetts bei den Salzburger Festspielen.

Das Hambacher Musikfest, das Festival des Mandelring Quartetts in seiner Heimatstadt Neustadt an der Weinstraße, hat sich zu einem Treffpunkt für Kammermusikfreunde aus aller Welt entwickelt. Seit 2010 gestaltet das Ensemble eine eigene Konzertreihe in der Berliner Philharmonie, seit 2016 zusätzlich in der Residenz in München.

Seinen 30. Geburtstag feierte das Mandelring Quartett 2013 im Berliner Radialsystem V mit dem Projekt «3 aus 30», bei dem das Publikum in fünf Konzerten die gespielten Werke unmittelbar vor Konzertbeginn auswählen konnte.

Zahlreiche preisgekrönte CD-Aufnahmen zeigen die außergewöhnliche Qualität und das breite Repertoire des Ensembles; besondere Aufmerksamkeit erregte international die Einspielung sämtlicher Schostakowitsch-Quartette, die von namhaften Kritikern als Referenzaufnahme angesehen wird. Die Aufnahme der gesamten Kammermusik für Streicher von Mendelssohn wurde ebenfalls hervorragend rezensiert. Aktuelles Projekt ist die Gesamteinspielung der Streicherkammermusik von Brahms.

MARCELO NISINMAN - BANDONEÓN/KOMPONIST

wurde 1970 in Buenos Aires geboren. Er studierte dort Harmonielehre und Kontrapunkt bei Guillermo Graetzer (Schüler von Paul Hindemith) und Bandoneon bei J. Pane. Als Protegé von Astor Piazzolla hatte er einen musikalischen wie auch persönlichen Zugang zu diesem wichtigsten Erneuerer des Tangos. In Paris studierte Nisinman Orchestrierung bei J. L. Campana und setzte seine Kompositionsstudien später bei Detlev Müller-Siemens in Basel fort. Internationale Konzerttourneen führten ihn mit Gary Burton, Gidon Kremer und seinem Kremerata Streichquartett, dem Stockholm Wind Symphonie Orchestra, dem Philadelphia Orchestra und Charles Dutoit, dem amerikanischen Lancaster Symphony Orchestra, der dänischen Beijbom/Kroner Big Band, dem schweizerischen Casal-Quartett u.v.a. zusammen. Auch als Komponist hat sich Nisinman vor allem mit einer Tango-Kammeroper sowie zahlreichen Neubearbeitungen traditioneller Tangos und Werken Piazzollas einen Namen gemacht. Seit einigen Jahren lebt und arbeitet er in Basel als Komponist und Bandoneónsolist.

ANETTE MAIBURG - FLÖTE

Die ECHO-Klassik-Preisträgerin Anette Maiburg ist eine Flötistin mit vielen Facetten. Jenseits ihrer fundierten klassischen Ausbildung, ihrer Tätigkeit als gefragte Solistin, Orchester- und Kammermusikerin ist Anette Maiburg als feinsinnige Musikforscherin immer auf der Suche nach neuen musikalischen Wegen. Die weltoffene Musikerin lässt sich von den Musiktraditionen verschiedenster Kulturen inspirieren und entwickelt eigene Projekte. So entstehen in Zusammenarbeit mit internationalen Spitzenmusikern unterschiedlicherGenres faszinierende Dialoge zwischen klassischer Musik und anderen Musikwelten. Als Künstlerische Leiterindes Niederrhein Musikfestivals hat sie mit der «Classica»-CD- und Konzertreihe die Musikwelten Kubas, Argentiniens, Venezuelas, Spaniens, Frankreichs und Brasiliens mit klassischem Klangsinn neu interpretiert. Maiburg entwickelt überraschende Konzertprogramme mit renommierten Chansonniers, Tänzern, Malern und Schauspielern. Darüber hinaus inspiriert sie zeitgenössische Komponisten dazu, das Flötenrepertoire mit anspruchsvollen neuen Werken zu bereichern, die sich als Ersteinspielungen in ihrer umfangreichen Diskographie wiederfinden. Nachdem sie an den Hochschulen Köln und Lübeck als Dozentin tätig war, ist es ihr heute ein zentrales Anliegen, ihre Erfahrungen in Meisterkursen an den künstlerischen Nachwuchs weiterzugeben. In Projekten wie „Ein Klang – Klassische Musik & Graffiti Art“ verbindet sie Live-Musik mit bildender Kunst und begeistert damit Jugendliche für die Klassik.

Künstler/Besetzung

MANDELRING QUARTETT

MARCELO NISINMAN
BANDONEÓN/KOMPONIST

ANETTE MAIBURG
FLÖTE