Oi Brasil!
Brasilianische Klänge zwischen Klassik, Jazz und Folk
Kompositionen von Antônio Carlos Jobim, Egberto Gismonti, Pixinguinha u.a.
Samba und Bossa Nova sind international Markenzeichen brasilianischer Musik. Doch Brasilien hat viel mehr zu bieten als diese klingenden Exportschlager.
In der Kultur des größten südamerikanischen Landes vermischten sich die Spuren all jener Völker, aus denen das moderne Brasilien entstand, zu etwas vollkommen Eigenständigen. Mit der Eroberung durch die Europäer kamen die portugiesische Kultur und Sprache nach Brasilien. Ihre Musik, die auch die portugiesische «Saudade» in den Harmonien Brasiliens hinterließ, traf auf die Rhythmen der afrikanischen Sklaven, die von den Kolonialherren nach Brasilien verschleppt worden waren.
Im Laufe der brasilianischen Geschichte mischten sich die Nachkommen der Europäer und Afrikaner mit den indigenen Ureinwohnern des Landes sowie den Einwanderern aus allen Teilen der Welt, die ihrerseits zur Musikvielfalt des Landes beitrugen.
Zu dieser Vielfalt gehören auch bedeutende klassische Komponisten, die in ihrem Werk die Diversität Brasiliens mit formalen und kompositorischen Prinzipien der europäischen Klassik verbanden:
Der Flirt mit der Kunstmusik Europas und der spielerische Umgang mit ihren Themen prägen die brasilianische Musik bis heute.
Das Programm «Oi Brasil!» nimmt diesen Dialog in den Blick und betrachtet ihn mit umgekehrten Vorzeichen, wenn die Musik Brasiliens mit klassischen Instrumenten und klassischem Klangsinn interpretiert wird.
Die Musiker unternehmen eine Rundreise, auf der die vielen Facetten brasilianischer Musik anklingen. Von Pixinguinha, dem Vater des brasilianischen Choro, bis zu Paulinho da Viola, der bis heute Künstler der Música Popular Brasileira (MPB) inspiriert, reicht das Programm zu Antônio Carlos Jobim, dessen Stücke längst zum Repertoire vieler internationaler Jazzmusiker zählen.
Dass in Brasilien selbst eine lebendige Jazzszene existiert, zeigen Künstler wie der Pianist und Gitarrist Egberto Gismonti, dessen Stück «Sete anéis» (Sieben Ringe) zu seinen bekanntesten Kompositionen gehört.
Text: Dr. Michael Vogt
Programmidee: Anette Maiburg
Künstlerbiografien:
Längst kein Geheimtipp mehr ist die Musik der charismatischen Sängerin Rosani Reis aus Brasilien. Mit spannenden Rhythmen und Harmonien, tiefsinnigen Texten, wunderschönen Melodien, Leidenschaft und Temperament führt sie ihr Publikum in mitreißenden Konzerten auf unvergessliche Reisen in ihre Heimat Brasilien.
Sie gewann zahlreiche Auszeichnungen als beste Interpretin bei großen Festivals in Brasilien wie dem «Festival de Música Popular Brasileira». Die Dozentin der Folkwang Universität der Künste in Essen hat zudem ein Psychologiestudium und eine Theaterausbildung in Brasilien absolviert. Sie musizierte mit vielen international bekannten Künstlern wie der Sängerin Norma Winstone, dem Vibrafonisten David Friedmann und dem Trompeter Uli Beckerhoff sowie renommierten brasilianischen Musikern wie Nico Assumpção, Paulo Bellinati, Toninho Horta und Mingo Araújo.
Noah Reis-Ramma ist ein vielseitiger junger Pianist, der sowohl im Bereich der Klassischen Musik als auch im Jazz auf sich aufmerksam machen konnte. 2008, mit 8 Jahren, begann er Klavier zu spielen und hat seit 2012 Unterricht bei Anna Nodelman. Zwischen 2012 und 2017 nahm er mehrmals an dem Musikwettbewerb Jugend Musiziert teil und erreichte dort auf Regional-, Landes- und Bundesebene Erste und Zweite Preise. Seit 2016 beschäftigt er sich auch mit Jazz und Populärmusik. Er nahm 2016 und 2017 an der «European Jazzacademy» unter der Leitung von Jiggs Wigham und Peter Weniger in Heek teil. 2017 gewann er beim WDR Wettbewerb «Young Composers Fellowship – featured by Vince Mendoza and Bob Mintzer» ein zweijähriges Stipendium bei der WDR Big Band. Im Rahmen dieses Stipendiums werden Noahs Kompositionen und Arrangements in Zusammenarbeit mit der WDR Big Band aufgenommen, aufgeführt und in einem Radiofeature präsentiert.
Foto: Kurt Rade
1996 geboren, erhielt Florian Gerhards seinen ersten klassischen Trompetenunterricht im Alter von sieben Jahren. An der Internationalen Schule in Düsseldorf, lernte er durch die Schulband den Jazz kennen und lieben. Durch einen weltweiten Wettbewerb internationalen Schulen, wurde der Trompeter in der 12. Klasse zu einem Big Band Workshop und Konzert in Peking eingeladen. Am Ende der Schule erhielt er zudem als Einziger des Jahrganges den “Robert Schumann Award” für musikalische Exzellenz. Mittlerweile ist Florian Gerhards Student am Konservatorium Maastricht und Schüler bei dem WDR Big Band Trompeter Rob Bruynen.
Die ECHO-Klassik-Preisträgerin Anette Maiburg ist eine Flötistin mit vielen Facetten. Jenseits ihrer fundierten klassischen Ausbildung, ihrer Tätigkeit als gefragte Solistin, Orchester- und Kammermusikerin ist Anette Maiburg als feinsinnige Musikforscherin immer auf der Suche nach neuen musikalischen Wegen. Die weltoffene Musikerin lässt sich von den Musiktraditionen verschiedenster Kulturen inspirieren und entwickelt eigene Projekte. So entstehen in Zusammenarbeit mit internationalen Spitzenmusikern unterschiedlicherGenres faszinierende Dialoge zwischen klassischer Musik und anderen Musikwelten. Als Künstlerische Leiterindes Niederrhein Musikfestivals hat sie mit der «Classica»-CD- und Konzertreihe die Musikwelten Kubas, Argentiniens, Venezuelas, Spaniens, Frankreichs und Brasiliens mit klassischem Klangsinn neu interpretiert. Maiburg entwickelt überraschende Konzertprogramme mit renommierten Chansonniers, Tänzern, Malern und Schauspielern. Darüber hinaus inspiriert sie zeitgenössische Komponisten dazu, das Flötenrepertoire mit anspruchsvollen neuen Werken zu bereichern, die sich als Ersteinspielungen in ihrer umfangreichen Diskographie wiederfinden. Nachdem sie an den Hochschulen Köln und Lübeck als Dozentin tätig war, ist es ihr heute ein zentrales Anliegen, ihre Erfahrungen in Meisterkursen an den künstlerischen Nachwuchs weiterzugeben. In Projekten wie „Ein Klang – Klassische Musik & Graffiti Art“ verbindet sie Live-Musik mit bildender Kunst und begeistert damit Jugendliche für die Klassik.
Der Akustik- und E-Bassist, Arrangeur und Lehrer wurde in Belo Horizonte (Minas Gerais) geboren. Er studierte Musik mit Schwerpunkt Kontrabass und ist einer der herausragendsten Musiker seiner Generation in Brasilien.
Während der letzten Jahre hat er mit einigen der wichtigsten Interpreten der brasilianischen Musik wie Egberto Gismonti, Hermeto Pascoal, Toninho Horta, André Mehmari und Sérgio Santos zusammen gespielt und aufgenommen. Darüber hinaus gaber er mit einigen der führenden Gruppen zeitgenössischer Instrumentalmusik aus Minas Gerais wie Misturada, dem Mauro Rodrigues Quartett, dem Rafael Martini Sextett und dem Alexandre Andrés Quartet Konzerte in ganz Brasilien und im Ausland.
Der Perkussionist, Komponist und Musikforscher Amoy Ribas wurde in Brasilia, der Hauptstadt Brasiliens, geboren und hat in Indien und Europa gelebt. Die Bandbreite an musikalischen Stilen und klanglichen Möglichkeiten, die Amoy Ribas beherrscht, ist schier unüberschaubar. Ribas geht mit seiner Suche nach neuen Klängen weit über das Konzept der Perkussion als Begleitung hinaus.
Im Laufe seiner Karrierre nahm er er an verschiedenen wichtigen Festivals wie dem Jazzrally, Traumzeit (Deutschland), Festival Del Caribe (Kuba), La Paz Festjazz (Bolivien), Tudo é Jazz und dem BMW Jazz Festival (Brasilien) teil. Er tourte außerdem durch die USA, Frankreich, Deutschland, Israel, Palästina, Tunesien, Argelien, Dominikanische Republik, Puerto Rico, Schweden, Finnland und Dänemark. Er spielte mit Weltstars wie Richard Galliano, Marco Pereira, Hamilton de Holanda, Hermeto Pascoal, Gilson Peranzzetta, Guinga und Jacques Morellenbaum.
Künstler/Besetzung
Rosani Reis
Gesang
Pedro «Trigo» Santana
Bass
Amoy Ribas
Perkusssion
Noah Reis-Ramma
Klavier
Anette Maiburg
Flöte
Florian Gerhards
Trompete